Wirtschaftliches Fahren
Mögliche Beiträge des Fahrers zum wirtschaftlichen und umweltbewussten Fahren durch Anwendung der neuen Fahrphilosophie, vorausschauende Fahrweise und fachgerechte Fahrzeugbedienung. Mit der Befolgung aller Maßnahmen kann der Fahrer
FACHGERECHTE FAHRZEUGBEDIENUNG
Regelmäßige
Wartung und Pflege
Das Fahrzeug wird immer in optimalem Zustand gehalten. Tägliche Sicherheitskontrollen
vor der Fahrt.
Durch rechtzeitiges Erkennen können Mängel bereits im Entstehungsstadium
beseitigt und kostspielige, unvorhersehbare Ausfälle vermieden werden.
Reifendruck einhalten
Durch die erhöhte Walkarbeit bei zu geringem Reifendruck wird die Lebensdauer
verringert und der Kraftstoffverbrauch erhöht. 1 bar zu niedriger Reifendruck
verursacht eine Verbrauchserhöhung bis 5 %.
Windleitkörper
richtig einstellen
Der Windleitkörper kann die mögliche Verbrauchsreduzierung nur
dann erbringen, wenn er entsprechend der Aufbauhöhe richtig eingestellt
ist. Einstellwerte vgl. Klebefolie an der Fahrertür.
Plane fest verzurren
Eine flatternde Plane erhöht den Luftwiderstand und damit den Kraftstoffverbrauch,
die Lebensdauer der Plane wird verringert.
Fahrzeuge mit temperaturabhängiger
Startmenge (TAS)
Motor ohne Betätigung des Fahrpedals starten. Der Regler mit (TAS) unterbindet
die automatische Freigabe der Startmenge mittels eines Wachselementes. Der
Anlassvorgang erfolgt ohne erhebliche Rauchentwicklung.
Fahrzeuge mit elektronischer
Motor-Regulierung (EMR)
Motor ohne Betätigung des Fahrpedals starten. Die EMR bemisst beim Anlassen
die Kraftstoffmenge entsprechend dem verfügbaren Luftvolumen und der
Umgebungs-Temperatur. Damit wird der Rauchausstoß beim Anlassen vermindert.
Beim Starten Kupplung
nicht treten
Im Startvorgang ist das Kurbelwellen-Axiallager, das den Kupplungsdruck aufnimmt,
noch ohne Druckölschmierung. Dadurch kann erhöhter Verschleiß auftreten.
Motor nicht im Stand
warmlaufen lassen
Der Motor wird zu langsam und mit unnötigen Kraftstoffverbrauch auf
seine Betriebstemperatur gebracht.
Motor und Triebstrang
zügig mit mäßiger Belastung warmfahren
Der Motor erreicht ohne Kraftstoffvergeudung am schnellsten seine wirtschaftliche
Betriebstemperatur. Auch bei Motorvorwärmung müssen Getriebe und
Hinterachse warm gefahren werden.
Bei längeren
Stopps Motor abstellen
Der Leerlauf-Kraftstoffverbrauch beträgt bei Motoren der Baureihe 400
ca. 1,5-2 l pro Stunde und bei Motoren der Baureihe 300 ca. 1,2- 1,6 l pro
Stunde.
Fahrerhaus nicht mit
dem Motorleerlauf heizen
Im Vergleich zum Motorleerlauf benötigt eine Standheizung lediglich
ca. 0,5 l pro Stunde.
Mängel rechtzeitig
melden
Durch den täglichen Umgang mit dem Fahrzeug lassen sich entstehende
Mängel rechtzeitig erkennen. Zur MeIdung an den Fuhrparkleiter gibt
es mit dem "Mercedes-Benz-Mängelbericht" einen einfachen Vordruck
zum Ankreuzen.
Auspuffgase im Auge
behalten
Überdurchschnittliche Abgasschwärzung ist stets ein Zeichen dafür,
dass am Motor etwas nicht in Ordnung ist (Luftfilter oder Kraftstoffanlage).
Nach scharfer Fahrt
Motor kurze Zeit im Leerlauf betreiben
Örtliche Temperaturerhöhungen und evtl. daraus entstehende Schäden
werden vermieden, da über das Kühlmittel ein Temperaturausgleich zwischen
thermisch unterschiedlich belasteten Motorbauteilen erfolgen kann (Hitzestau).
Nach der Zwischenrast
nicht gleich "volles Rohr"
Der Motor kühlt von außen nach innen ab, deshalb vor Vollastbetrieb
alle Bauteile auf Betriebs- und vor allem gleiche Temperatur gebracht werden
müssen. Ein Temperaturunterschied zwischen Kolben (heiß) und Zylinderlaufbahn
(kalt) kann bei Vollastbetrieb zu Kolbenfressern führen.
Kein Gasstoß vor
dem Abstellen des Motors
Diese Unsitte bringt keinerlei Vorteile, sondern nur unnötigen Kraftstoffverbrauch.
Bei Ladermotoren können darüber hinaus Lagerschäden am Turbolader
verursacht werden, da nach dem Abstellen des Motors der auf hohe Drehzahl
beschleunigte Lader ohne Druckölversorgung vom Motor nachläuft.
Schalthebel richtig
führen
Schalthebel nicht mit der Hand umfassen, sondern mit offener Hand nach vorne
schieben bzw. nach hinten ziehen.
In Schaltgasse mit Nullpunkt "Daumen nach links".
In Schaltgasse links vom Nullpunkt "Daumen nach oben" und Seitendruck
nach links.
In Schaltgasse rechts vom Nullpunkt "Daumen nach unten" und Seitendruck
nach rechts. (Bei Rechtslenkern umgekehrt!)
Mit konstantem Druck
ansynchronisieren, nicht stochern
Erst wenn die Schaltverzahnung auf Gleichlauf ist, gibt die Sperrsynchronisierung
die Schaltung frei. Gewaltsames Gangeinlegen ist nicht möglich. Durch "Stochern" wird
der Synchronisierungsvorgang unterbrochen und von neuem eingeleitet. Dadurch
Schaltzeitverlängerung.
Gruppenschaltung "schlagen" nicht "drücken"
Der Schalthebel springt automatisch in die Nullstellung der zu schaltenden
Gasse. Wird die Arretierung überdrückt, besteht die Gefahr, über
die Nullstellung hinaus in die nächste Schaltgruppe zu geraten,
Schaltfehler sind die Folge.
Fuß weg von
der Kupplung; Hand weg vom Schalthebel
Dadurch werden möglicher Verschleiß am Kupplungsausrücklager
bzw. an den Gleitstellen und Schaltmuffen des Getriebes vermieden. Die Verwirklichung
der wirtschaftlichen und umweltbewussten Fahrweise setzt eine sichere und
gekonnte Bedienung des Fahrzeuges voraus, die nicht nur durch langjährige
Fahrpraxis, sondern auch durch das Studieren der Betriebsanleitung erreicht
wird. Denn durch die ständige technische Weiterentwicklung der Fahrzeuge
ist vieles vom Vorgängertyp her Gewohnte überholt.
DIE NEUE FAHRPHILOSOPHIE (Der dem modernen Triebstrang angepasste Fahrstil)
Runter mit der Drehzahl,
rauf mit der Last
Der wirtschaftliche Betriebsbereich des Dieselmotors liegt bei ca. 50-60
% der Nenndrehzahl und ca. 70-90 % der Volllast (Gaspedalstellung). Daher
im normalen Fahrbetrieb den Motor im "grünen" Drehzahlbereich
mit hoher Belastung (nahezu Vollgas) betreiben.
aber
niedrige Drehzahl
wo möglich, hohe Leistung wo nötig
Bei großem Leistungsbedarf (z.B. Bergfahrt, Überholen, Einfädeln
in den fließenden Verkehr) die volle Leistung (Vollgas bis zur Nenndrehzahl)
einsetzen. Denn der Zeitgewinn ist hier wirtschaftlicher als der Kraftstoffmehrverbrauch.
Nach Drehzahlmesser "Im
grünen Bereich" fahren
Der wirtschaftliche Fahrstil nach den vorgenannten Leitsätzen kann nicht
nach Gehör, sondern nur nach dem Drehzahlmesser verwirklicht werden.
Nicht unnötig
schalten, Motor ziehen lassen
Jede Schaltung bedeutet Zeitverlust durch Zugkraftunterbrechung und Verschleiß an
Kupplung und Getriebesynchronisierung.
Gänge überspringen
wo möglich, Gänge splitten wo nötig
Mit einem Vielganggetriebe (z.B. 8 Hauptgänge) können beim Hochschalten
(aus dem Stand) oder beim Rückschalten (am Berg oder vor Abbiegungen)
Gänge übersprungen werden. (Zeitgewinn durch weniger Zugkraft unterbrechen.)
Schalten der Splitgruppe nur z.B. bei längeren gleichmäßigen
Steigungen, um Motor über eine gewisse Zeit im wirtschaftlichen Drehzahlbereich
zu betreiben.
Bei Synchrongetriebe
Nicht doppelt kuppeln,
kein Zwischengas geben
Diese vom Klauengetriebe her gewohnten Schalthilfen sind beim Synchrongetriebe
nicht erforderlich und falsch. Der schnellere Schaltvorgang verkürzt
die Zugkraftunterbrechung und verringert den Kraftstoffverbrauch.
Bei Automatikgetriebe
Höchste Gangstufe,
wenn möglich
Das Automatische Getriebe hält den Motor automatisch im wirtschaftlichen
Drehzahlbereich. Schaltung nur dann manuell beeinflussen, wenn die Streckenverhältnisse
(Steigung, Kurven). Pendelschaltung verursachen.
Erst Vollgas, wenn Wandlerüberbrückungskupplung geschlossen
Zur Erhöhung des Wirkungsgrades wird der Drehmomentwandler bei einer
bestimmten Fahrgeschwindigkeit durch eine Überbrückungskupplung
(ÜK) kurzgeschlossen. Bis zu diesem Schaltvorgang, der einen schwachen
Schaltstoß verursacht, sollte nur mit Teilgas beschleunigt werden,
wodurch der Leistungsverlustanteil durch Schlupf verringert wird.
Bei Stopps Schaltstellung "N"
Der Leerlaufmehrverbrauch bei eingelegter Fahrstellung beträgt ca. 1
Liter pro Stunde.
VORAUSSCHAUEND FAHREN
Gleichmäßige
Fahrweise
Durch Vermeidung von Geschwindigkeitsschwankungen und -spitzen werden die
Durchschnittsgeschwindigkeit erhöht und der Kraftstoffverbrauch verringert
(der Luftwiderstand und der davon abhängige Kraftstoffverbrauchsanteil
steigt mit dem Quadrat der Fahrgeschwindigkeit!).
Unnötige Stopps
vermeiden
Eine langsame entsprechend abgeschätzte Weiterfahrt - anstelle eines
Stops (z. B. vor Verkehrsampel) - erhöht die Durchschnittsgeschwindigkeit
und schont den Triebstrang.
Keine unnötigen
Bremsungen
Bei jeder Abbremsung wird kinetische, d.h. Bewegungs-Energie des Fahrzeugs
in Wärme umgewandelt. Zur Wiederbeschleunigung muß diese Energie
erneut aus dem Kraftstoff erzeugt werden. Mit jeder vermiedenen Abbremsung
wird somit Kraftstoff gespart. (Zur Wiederbeschleunigung eines 40 t Lastzuges
von 0 auf 60 km/h werden 0,45 l Kraftstoff benötigt!)
Wirtschaftlich bremsen
Verschleißlose Motorbremse und (wenn vorhanden) Retarder vor normaler
Betriebsbremse einsetzen. Bei langer Retarderbremsung gleiche Motordrehzahl
wie bergauf, damit Retarderwärme über Motorkühlsystem abgeführt
werden kann.
Schwungspitzen ausnutzen
Vor Erreichen der Talsohle rechtzeitig Bremse lösen und Schwung holen.
Rechtzeitig Gas weg,
z.B. vor Bergkuppen, Autobahnausfahrten usw.
Die Massenträgheit (Schwung) eines schweren NFZ ist so groß, dass
das Fahrzeug ohne Antriebskraft über eine Bergkuppe oder größere
Strecke geschoben wird. Neben der Kraftstoffeinsparung wird durch diese Geschwindigkeitsreduzierung
die spätere (Gefälle-) Bremsung vermieden bzw. verringert. Auf
ebener Autobahn kann z.B. bei einem schweren Lastzug (wenn es die Verkehrsverhältnisse
zulassen) bereits 800 m vor der Ausfahrt das Gas weggenommen werden. Der
Zeitverlust ist gering. Die Kraftstoffersparnis hoch.
Abstand halten
Der Abstand eines NFZ zum Vordermann sollte 3 Sekunden betragen. Das heißt,
bis zum Erreichen der Stelle, die das vorausfahrende Fahrzeug passiert hat,
muss man 21-22-23 zählen können. Dadurch wird die Sicherheit erhöht
und die Fahrweise kann "vorausschauend" den Verkehrsverhältnissen
angeglichen werden.
Zügig in den
Verkehr einfädeln
Beim Einfädeln in den fließenden Verkehr (z.B. Autobahneinfahrt)
die volle Leistung einsetzen.
Fahrtroute vorausplanen
Eine sorgfältig vorausgeplante Fahrtroute mit realen Zeitvorgaben ermöglicht
Zeitgewinn und Kraftstoffersparnis.
Durch Verkehrsfunk "vorausschauen"
Durch Abhören des Verkehrsfunks - und zwar schon vor Fahrtantritt -
können Verkehrsbehinderungen, Umleitungen und Staus "umgangen" werden.
Wassergefüllten
Spurrillen ausweichen
Der Rollwiderstand nimmt mit der Stärke des Wasserfilms auf der Fahrbahn
zu. Allein durch eine nasse Fahrbahn bei starkem Regen wird der Kraftstoffverbrauch
bereits um bis zu 7% erhöht.